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Dienstag, 27. Dezember 2005 | Schönberg und Umgebung
PC-Spiele ohne Gewalt kommen gut an
Der Versuch des „LAN-Projekts“ in Schönberg, Jugendliche für Computerspielpartys ohne Gewalt, Alkohol und Nikotin zu begeistern, ist gelungen.
Schönberg Kriegs- und Schießspiele wie „Codename Panzers“, „Counter-Strike“, und „Battlefield 2“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Lassen sich Spieler auch für Software begeistern, bei der Gewalt keine Rolle spielt? Drei Jugendliche haben es getestet. Mark Christian (17), Sören Maack (14) und Martin Pagels (19) luden als „LAN-Projekt Schönberg“ zu Computerspielpartys ein, auf denen ausschließlich Fußball- und Rennwagenspiele über die Bildschirme flimmerten. Helmut Preller, der den Vorschlag gemacht hatte, nur gewaltfreie Spiele zuzulassen, und Petra Rehder stellten dafür die ehemalige Oberteich-Passage in Schönberg zur Verfügung. Auch Stadtjugendpflegerin Jana Zillmann unterstützte das Projekt mit Rat und Tat. Der gemeinsame Versuch, Jugendliche für Computerspielpartys ohne Gewalt, Alkohol und Nikotin zu begeistern, ist von Erfolg gekrönt. „Viele haben gesagt, dass es ihnen Spaß macht, gewaltfreie Spiele zu spielen“, sagt Martin Pagels.
Nach seiner Auskunft kamen „im Durchschnitt 20 Spieler, mal etwas mehr, mal etwas weniger.“ Tendenz: konstant. Der jüngste Spieler war 14 Jahre alt, der älteste 24. Einige Jugendliche waren überrascht, wie spannend auch Spiele sein können, bei denen kein einziger virtueller Schuss abgegeben wird. „Die Spannung, die trotzdem entstand, war wichtig“, sagt der 17-jährige Christoph Howe. Viele Spieler hielten von abends um 20 Uhr bis morgens um sieben Uhr durch.
„Ich finde es gut, dass angeboten wurde, gewaltfreie Spiele im Team zu spielen“, sagt Falk Meyer aus Dassow. Der Schüler des Ernst-Barlach-Gymnasiums ist Gesamtsieger der Saison 2005. „Er hat abgesahnt, was abzusahnen war“, sagt Martin Pagels. Falk Meyer bekam als Achtjähriger seinen ersten Computer geschenkt. „Es war noch einer mit kleinem Prozessor“, erzählt er. Der 17-Jährige weiß noch nicht genau, welchen Beruf er ergreifen will. Er sagt: „Vielleicht studiere ich Wirtschafts-Informatik. Das ist sehr interessant.“
In der Gesamtwertung kamen auch Manuel Spehr (17), Eddy Arndt (18) und Christoph Howe auf vordere Plätze. Mit Falk Meyer haben sie gemeinsam, dass sie einen ruhigen und beherrschten Eindruck machen. Petra Rehder sagt: „LAN-Spieler sind unheimlich geduldig.“ Die Abkürzung „LAN“ steht für „local area network“, was auf Deutsch „Lokales Netzwerk“ bedeutet. Während der Partys sind die PCs miteinander verbunden. Auf einer Tafel wird übers Jugendschutzgesetz und Wirkungen von Computerspielen informiert. „Neue Mitspieler sind herzlich willkommen“, meint Petra Rehder. In 2006 finden die LAN-Partys an jedem letzten Freitag im Monat statt. Wie berichtet, ist geplant, die Veranstaltungen während der Weltmeisterschaft mit der Übertragung von Fußballspielen auf eine Großbildleinwand zu kombinieren. Zudem soll die Palette der gewaltfreien Spiele erweitern werden.
JÜRGEN LENZ