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die Zeichnungen von Helmut Preller >| entstanden während des Konzerts - spontan, inspiriert durch die Musik u. Aufführung
DSO - "List - Eisler - Beethoven" | Berliner Philharmonie 13.3.2008




Einführung durch Ingo Metzmacher - springt für Habakuk Traber ein

›Von deutscher Seele‹ nannte Ingo Metzmacher das Thema, das er ins Zentrum seiner ersten Chefdirigentensaison mit dem DSO Berlin rückte. Nach Hans Pfitzners Kantate, die der Reihe den Namen gab, und Georg Kaiser|Kurt Weills Schauspieloper ›Der Silbersee‹, ihrer letzten Gemeinschaftsarbeit vor der erzwungenen Emigration, danach ein ausgesprochen romantisches Werk: Robert Schumanns ›Paradies und die Peri‹, erleben Sie heute als vierte Station der Serie Franz Liszt, Hans Eisler, Ludwig van Beethoven.

Exil und Heroismus (Text Habakuk Traber)

Im Gespräch über sein letztes Werk, die ›Ernsten Gesänge‹, sagte Hanns Eisler, es sei ein Gebot der Ehrlichkeit für einen Künstler,»die Dinge zu benennen, die wir schwer durchlebt haben. Das ist nicht immer angenehm. Es wäre mir lieber gewesen, einen feschen Marsch zu schreiben, den ich auch oft geschrieben habe. Aber dieses Mal will ich keinen feschen Marsch schreiben, sondern ernste Gesänge.« In ihr gedankliches Zentrum rückte er das Exil, die Existenz in der Fremde, flankiert von Trauer auf der einen, Hoffnung auf der anderen Seite. Nichts für Märsche.

Franz Liszt und Ludwig van Beethoven schrieben »fesche Märsche«, Liszt in seiner bekanntesten Symphonischen Dichtung einen gewaltigen, Beethoven in seiner bekanntesten Symphonie einen prächtigen. Heldenmusik. Im Nationalsozialismus wurde sie missbraucht. Doch hören wir genauer in die Werke: Zweimal fährt Liszt die heroische Geste aus, als grandiosen Schluss und ziemlich zu Anfang. Doch da wird sie abgebaut, umgefärbt ins Lyrische. Das herrscht im ganzen Stück vor, weicht kurz der Schilderung des Sturms.

In Beethovens Fünfter Symphonie löst sich der letzte aus dem vorletzten Satz mit einem klassischen »Durchbruch«. Der ist allerdings bis in die Tonart im zweiten, ruhig fließenden Satz vorgeformt. Das einfache Motiv,das erst die Klarinetten und Fagotte spielen, und das dann die Trompeten und Hörner in stärkeres Licht rücken, lässt ahnen, was noch kommen soll. Beethoven arbeitet in dieser Symphonie mit »Vorgefühlen« und Rückerinnerungen. Noch in den Schluss, in die vielen Wiederholungen eines einzigen Akkords, ist der Anfangsrhythmus der Symphonie eingewoben. Beethoven setzt Signale zum Mit-Denken. Unsere Zeit ruft nicht nach Heldenklängen. Zur Geschichte der Musik gehören sie dennoch. Und nicht nur zu ihr. Auch Friedrich Hölderlin, der Altersgenosse Beethovens und Hauptautor für Eislers ›Ernste Gesänge‹ kannte Heroismus: »Wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt, da weht wie Lebensluft ein allgemeiner Geist, der Eigendünkel schmilzt und Helden gebiert die Begeisterung. Die Heimat aller Menschen ist bei solchem Volk.«


s. auch Programmheft unten